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Link des Monats: Datenbank Beschlagnahmte "Entartete Kunst"
http://www.geschkult.fu-berlin.de/e/db_entart_kunst/
2010, Mai
In minutiöser Kleinarbeit rekonstruieren Wissenschaftler der Freien Universität Berlin seit Ende 2002 die Beschlagnahme sogenannter "Entarteter Kunst" durch die Nazis und verfolgen den Weg der Gemälde, Plastiken und Druckgraphiken von den dreißiger Jahren bis heute. Die Ergebnisse werden in einer kostenfrei zugänglichen Datenbank präsentiert.
Der Hintergrund
Ab 1933 wurden die Museumsdirektoren, die moderne Kunst gesammelt hatten, aus ihren Ämtern entlassen und durch andere ersetzt, die im günstigsten Fall die Sammlung in gemäßigter Form fortsetzten, meist aber die Moderne ins Depot verbannten und teilweise sogar die Ankäufe ihrer Vorgänger in „Schandausstellungen“ diffamierten.
Zahlreiche Werke wurden aus Überzeugung oder aus Vorsicht ins Depot verbannt, Dauerleihgaben und teilweise sogar Schenkungen wurden zurückgegeben, Figurenbilder durch weniger anstößige Landschaften und Stilleben ersetzt. Einige Museen begannen auch, moderne Kunstwerke zu verkaufen.
Die Dresdner „Schandausstellung“ von 1933, die bereits den Titel "Entartete Kunst" trug, wanderte ab 1934 durch Deutschland. Beschlagnahmt wurden in der Folge mehr als 21.000 Objekte.
Die Datenbank
Wissenschaftler der Freien Universität haben das Schicksal dieser Werke rekonstruiert und in einer kostenfrei nutzbaren Datenbank öffentlich gemacht.
Diffamiert und zum Teil zerstört wurden bei der Aktion „Entartete Kunst“ die Werke von 1.400 Künstlern, darunter Werke von George Grosz, Käthe Kollwitz, Paul Klee und Paula Modersohn-Becker. Viele der betroffenen Künstler sind heute jedoch in Vergessenheit geraten.
Volltextsuche und Spezialrecherche
Die Datenbank bietet viele Möglichkeiten: Eine Volltextsuche ist ebenso möglich wie die Recherche nach Künstlern und Gattungen; selbst nach den damaligen Femeausstellungen, mit denen die Nationalsozialisten die Werke in vielen Städten als „entartet“ vorzuführen und die Künstler zu schmähen suchten, lassen sich die Objekte gruppieren. Alle Objekte sind mit den wichtigsten Fakten und Provenienzen verzeichnet, viele von ihnen mit Bilddateien verknüpft.
Die Forschungsstelle am KHI
Aufgebaut wurde die Datenbank von der Forschungsstelle "Entartete Kunst" im Kunsthistorischen Institut der Freien Universität Berlin. „Wir veröffentlichen zunächst 2.500 Datensätze“, so Meike Hoffmann, Koordinatorin der Forschungsstelle. Innerhalb der nächsten drei Jahre sollen die geprüften und aktualisierten Daten aller damals konfiszierten Werke veröffentlicht werden.
Das Verzeichnis wird ein wichtiges Hilfsmittel für Museumsmitarbeiter sein, wenn es darum geht, die Herkunft von Kunstwerken zu erforschen – beispielsweise in Fällen von Werken, die den Museen bei der Beschlagnahme lediglich als Leihgabe zur Verfügung standen und deren Besitz den Nachkommen der damaligen Eigentümer zusteht. Die Mitarbeiter erhoffen sich von den Nutzern aber auch Informationen zu Objekten, die bis heute verschollen sind.