2007, September

Mit dem "News Archive" erweitert Google seine breite Produktpalette an Spezialsuchdiensten um ein Angebot zur Recherche in digitalen Nachrichten- und Pressearchiven. Der Service befindet sich im Beta-Stadium.

Ob Watergate, James Dean oder Angela Merkel - im News Archive wird Zeitgeschichte in Form von digital vorliegenden Presseartikeln lebendig. Während die gängigen Newscrawler aktuelle Online-Nachrichten nur für einen begrenzten Zeitraum elektronisch speichern dürfen (in der Regel 30 Tage), werden im Google News Archive je nach verfügbarer und eingespeister Quelle teilweise Artikel aus dem 19. Jahrhundert(!) gefunden. Bei den sehr alten Artikeln handelt es sich allerdings zumeist um kostenpflichtiges Pressematerial aus dem anglo-amerikanischen Raum (u.a. werden historische Archive der New York Times und der Washington Post ausgewertet).

Für jüngere Ereignisse können häufig auch deutschsprachige Quellen angetroffen werden. Die folgende Grafik zeigt einen Ausschnitt der Trefferanzeige für die Suche nach Presseberichten zu Jürgen Habermas.

Die Suchergebnisse werden automatisch geclustert, d.h. ähnliche Artikel (maschinelle Untersuchung der Wortgemeinsamkeiten) werden zusammengeführt. Neben der klassischen Darstellung in einem Relevanzranking kann die Ergebnismenge aber auch in chronologischer Folge ("Timeline") betrachtet werden; vermeintlich besonders "einschlägige" Jahre werden hervorgehoben (vgl. "Watergate" = 1973).

Für eine umfassende zeitgeschichtlich orientierte Suche nach Presseartikeln ist die Breite der ausgewerteten Archive gegenwärtig zu gering und ganz überwiegend auf die US-Presse beschränkt (selbst hier ist die Auswahl nicht ausreichend transparent). Ob sich weitere - auch europäische - Zeitungsverlage zu einer Einbindung ihrer digitalisierten Pressearchive entschließen, bleibt abzuwarten. Zu vermuten ist, dass u.a. die New York Times angesichts dramatisch schrumpfenden Absatzes im konventionellen Printgeschäft in der Google-Initiative eine willkommene Vermarktungsplattform für ihr Archiv sieht. Da die Pressebranche insgesamt schwächelt und weltweit gerade junge LeserInnen scharenweise an Onlineanbieter verliert, dürfte dieses Beispiel Schule machen.