Rassismus im Freibad Plötzensee in Berlin : Tief eingetaucht

10.08.2013 12:24 Uhrvon
So entspannt kann man es im Freibad Plötzensee aushalten. Doch der Leiter des Bades hat eine gar nicht so entspannte Vergangenheit: Fotos zeigen ihn mit Hitlergruß auf einer Demo. Foto: dpa
So entspannt kann man es im Freibad Plötzensee aushalten. Doch der Leiter des Bades hat eine gar nicht so entspannte Vergangenheit: Fotos zeigen ihn mit Hitlergruß auf einer Demo. - Foto: dpa

Auf Fotos zeigt der Betriebsleiter des Freibads Plötzensee den Hitlergruß. Der Beschuldigte sei inzwischen aus der Szene ausgestiegen, sagt der Pächter. Doch das ist offenbar nicht der einzige rassistische Vorfall in dem Bad.

Dem Betriebsleiter des Freibads Plötzensee, Mike Z., wird öffentlich vorgeworfen, offen als Rechtsextremist zu agieren. Fest steht, dass dieser früher in der Neonaziszene aktiv war. Auf dem linksorientierten Blog „recherche-und-aktion.net“ wurden in dieser Woche mehrere Fotos veröffentlicht, die ihn beim Zeigen des Hitlergrußes sowie als Teilnehmer bei rechtsextremen Demonstrationen zeigen. Schon Ende Mai hatte der Eventveranstalter Jan Stens dem Pächter sowie den Angestellten des Freibads vorgeworfen, sich mehrfach rassistisch geäußert zu haben. Nach Tagesspiegel-Informationen stellte Stens Anzeige wegen rassistischer Beleidigung, die Betreiber erteilten Hausverbote gegen ihn.

Eine lange geplante gemeinsame Veranstaltung wurde abgesagt.

Auf einem Foto zeigt der Schwimmbadleiter den Hitlergruß

Das Foto mit dem Hitlergruß ist undatiert, die Fotos von den Demonstrationen sollen angeblich im Mai und Juni 2010 entstanden sein. Erik Müller, der Pächter des Freibads, nimmt Mike Z. in Schutz: „Er kam 2011 als Aussteiger aus der Neonaziszene zu uns. In zwei Jahren ist er in keinster Weise mit rechtsradikalen Äußerungen aufgefallen, es gab auch keine Beschwerden der Badegäste.“ Mike Z. hat seinen Wohnsitz auf dem Gelände des Freibads Plötzensee, er gilt als Vertrauensmann des Pächters. Laut Müller gebe man Kriminellen regelmäßig eine zweite Chance im Freibad, man kooperiere in einem Resozialisierungsprogramm mit der JVA Hakenfelde. Laut Müller seien neben den normalen Angestellten bislang insgesamt acht Freigänger – vom Autoschieber bis zum Bankräuber – im Freibad tätig gewesen. Über die rechte Vergangenheit seines leitenden Angestellten sagt Müller: „Selbstverständlich muss er dafür geradestehen. Wenn er jetzt noch in der rechten Szene aktiv wäre, wäre er sofort weg. Für Rassismus ist in unserem Freibad kein Platz.“ Mike Z. habe vor seiner Tätigkeit im Freibad eine Erklärung unterschrieben, in der er sich von seiner Vergangenheit distanziere – dies sei Voraussetzung für eine Anstellung gewesen.

Nur im öffentliches Dienst können Angestellten wegen rassistischen Äußerungen belangt werden

Solange er auf der Arbeit keine rassistischen Meinungen vertritt, kann er ohnehin nicht zur Rechenschaft gezogen werden. „Persönliche Gesinnungen können nur dann sanktioniert werden, wenn ein klarer Bezug zum Arbeitsverhältnis hergestellt werden kann“, sagt Arbeitsrechtlerin Nathalie Oberthür vom Deutschen Anwaltsverein. Nur im öffentlichen Dienst gebe es höhere Anforderungen an die Staats- und Verfassungstreue der Angestellten – und seit 2009 wird das Freibad Plötzensee privat geführt. Verpachtet wurde das Freibad von den Berliner Bäderbetrieben. Dort sah man am Freitag zunächst keinen Grund zum Eingreifen. „Das Personal wird vom Pächter eingesetzt. Sollte es aber Ermittlungen der Polizei geben, werden wir den Pächter zur Stellungnahme auffordern“, sagt Sprecher Matthias Oloew.

Umfrage

Was erwarten Sie von einem guten Schwimmbad?

Wahlblog zur Bundestagswahl

Die Bundestagswahl 2013 steht bevor und der Wahlkampf kommt in Gang. In unserem Wahlblog finden Sie Beobachtungen, Analysen, Hintergründe, Bilder und Videos. Dazu Grafiken und unsere Kolumne "Die Wahlkampfbeobachter", in der Autoren des Tagesspiegel und von Cicero Online den Tricks und Fehlschlüssen des Wahlkampfs auf der Spur sind.
Zum Wahlblog

Schöner bauen

Schluss mit Billig-Architektur, öden Einfaltsfassaden und gewinnoptimierten Investoren-Schachteln! Beim Architekturpreis 2013 werden Berlins beste Bauten gesucht – mit einem Publikumsvotum auf Tagesspiegel.de.

Zum Publikumsvotum
Service

Zehlendorf Blog

Wir möchten mit Ihnen ein Experiment wagen: Unsere Zehlendorf-Seite ist online - das digitale Magazin aus dem Berliner Südwesten. Ein journalistisches Produkt zum Mitgestalten. Jeden Tag kümmern wir uns, gemeinsam mit Jugendlichen und Leser-Reportern, um die spannendsten Geschichten aus dem Stadtteil, um lokale Politik und das Lebensgefühl der Menschen.
Der Zehlendorf Blog - das neue hyperlokale Online-Magazin

Der Stadtleben-Blog

In Berlin kommt man nicht zur Ruhe. Zum Glück. Hier bloggen vier Tagesspiegel-Autoren über Kultur, Szene und Nachtleben der Stadt.
Berichte aus einer lauten Stadt

Nachrichten aus den Bezirken

Unser/e Leser/in kph meint zum Artikel: Berlin ist eine Herausforderung für die Parteien:
Würden unsere Politiker so emsig während den Legislaturperioden, ihre Aktivitäten dazu nutzen die für den Bürger wichtige Themen anpacken, wie jetzt in der Endrunde des Bundestagswahlkampfes und auch so konsequent umsetzen. Wäre dies der Fall, würde die Wähler zu Hauf in die Wahllokale strömen um ihre Stimme gerne abzugeben. Was sich jetzt hier in Berlin und in den anderen Städten unserer Republik abspielt, ist Wahlkampftheater ohne nachhaltige Folgen und hat keinen Bestand.
Diskutieren Sie mit!

Weitere Themen

Willkommen im Tagesspiegel

In unserem Verlagsgebäude finden Lesungen und Salons, Konzerte, Vorträge und Seminare für Leserinnen und Leser statt, zu denen wir Sie herzlich einladen.
Das Stadtmagazin des Tagesspiegels.

Tagesspiegel-Spendenaktion

Erleben sie mit tagesspiegel.de die ganz besonderen Veranstaltungen in Berlin und Umgebung. Hier können Sie sich Ihre Tickets zum Aktionspreis sichern.

Weitere Tickets...