Heckler & Koch : Deutsche Kleinwaffen-Exporte töten Millionen Menschen

12.08.2013 13:18 Uhrvon
Georgische Spezialkräftige trugen G36-Sturmgewehre. Wie ist das möglich? Foto:pa/dpa
Georgische Spezialkräftige trugen G36-Sturmgewehre. Wie ist das möglich? - Foto:pa/dpa

Nicht Panzer oder Kampfjets töten weltweit die meisten Menschen in Kriegen, sondern Kleinwaffen. Einige der beliebtesten Modelle stammen von der deutschen Firma Heckler & Koch. Und sie tauchen auch in Regionen auf, in denen sie gar nicht sein dürften.

Heckler & Koch ist die tödlichste Firma Europas. Diesen Satz kann man bei Protestaktionen und Podiumsdiskussionen hören, auf Flugblättern und im Internet lesen. Wer bei der Rüstungsschmiede im baden- württembergischen Oberndorf anfragt, ob der Satz denn nachvollziehbar sei oder ob das Unternehmen nicht juristisch dagegen vorgehen wolle, erhält: keine Antwort.

Wann immer sich in der Öffentlichkeit darüber empört wird, dass Deutschland zu den drei führenden Rüstungsexportnationen der Welt gehört, richtet sich der Fokus rasch auf die großen, milliardenschweren Deals, die Verkäufe von U-Booten oder Panzern.

Dabei, sagen Kritiker, seien Exporte von Kleinwaffen – also solchen, die bloß von einer einzigen Person gehalten und bedient werden – deutlich verheerender. Weil keine andere Waffengattung mehr Leben beende.

Der Spruch mit der tödlichsten Firma Europas stammt von Jürgen Grässlin, 55, Buchautor und Waffenexperte aus Freiburg. Seit fast 30 Jahren versucht er, Aufmerksamkeit auf die Exporte des wichtigsten deutschen Kleinwaffenproduzenten Heckler & Koch zu lenken. Dessen Erfolgsmodelle, die Sturmgewehre G3 und G36, werden weltweit von Militärstrategen befreundeter Staaten geschätzt. Aber auch von Diktatoren, Bürgerkriegsmilizen und anderen Menschenrechtsverletzern, außerdem Terrorgruppen. Nicht selten kommen bei kriegerischen Auseinandersetzungen auf beiden Seiten H&K-Waffen zum Einsatz.

Gibt es überhaupt Regionen auf der Welt, in denen man keine Produkte von Heckler & Koch findet? Doch klar, sagt Jürgen Grässlin. Erstens in Teilen des ehemaligen Ostblocks, wo immer noch der Kalaschnikow die Treue gehalten wird. Zweitens in der Antarktis.

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Slavoj Zizek ist ein Star unter den Philosophen, sich selbst bezeichnet er im Interview mit dem Tagesspiegel am Sonntag als „seltsamen Kommunisten“. Er ist überzeugt, dass uns eine Zeit neuer Unruhen bevorsteht, denn die vermeintlich ewige Ehe von Kapitalismus und Demokratie stehe vor der Scheidung. Er kann aber auch sehr viel weniger grundsätzlich sein und den Bogen von Hegel zu einem Unterwäsche-Model schlagen oder sich mit dem Gangnam-Style beschäftigen. Den hält er für das Ende unserer kulturellen Welt. Sofia Coppola hat schon als Baby in „Der Pate“ mitgespielt, Kurt Cobain kam zu ihrem Geburtstag, aber einen Fernseher durfte sie als Kind nicht haben. Jetzt drehte sie unter anderem in Paris Hiltons Schuhschrank „The Bling Ring“. Veronica Frenzel und Julia Prosinger trafen die Regisseurin und fanden sie erstaunlich leise.

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