Heckler & Koch : Deutsche Kleinwaffen-Exporte töten Millionen Menschen
12.08.2013 13:18 UhrHeckler & Koch ist die tödlichste Firma Europas. Diesen Satz kann man bei Protestaktionen und Podiumsdiskussionen hören, auf Flugblättern und im Internet lesen. Wer bei der Rüstungsschmiede im baden- württembergischen Oberndorf anfragt, ob der Satz denn nachvollziehbar sei oder ob das Unternehmen nicht juristisch dagegen vorgehen wolle, erhält: keine Antwort.
Wann immer sich in der Öffentlichkeit darüber empört wird, dass Deutschland zu den drei führenden Rüstungsexportnationen der Welt gehört, richtet sich der Fokus rasch auf die großen, milliardenschweren Deals, die Verkäufe von U-Booten oder Panzern.
Dabei, sagen Kritiker, seien Exporte von Kleinwaffen – also solchen, die bloß von einer einzigen Person gehalten und bedient werden – deutlich verheerender. Weil keine andere Waffengattung mehr Leben beende.
Der Spruch mit der tödlichsten Firma Europas stammt von Jürgen Grässlin, 55, Buchautor und Waffenexperte aus Freiburg. Seit fast 30 Jahren versucht er, Aufmerksamkeit auf die Exporte des wichtigsten deutschen Kleinwaffenproduzenten Heckler & Koch zu lenken. Dessen Erfolgsmodelle, die Sturmgewehre G3 und G36, werden weltweit von Militärstrategen befreundeter Staaten geschätzt. Aber auch von Diktatoren, Bürgerkriegsmilizen und anderen Menschenrechtsverletzern, außerdem Terrorgruppen. Nicht selten kommen bei kriegerischen Auseinandersetzungen auf beiden Seiten H&K-Waffen zum Einsatz.
Gibt es überhaupt Regionen auf der Welt, in denen man keine Produkte von Heckler & Koch findet? Doch klar, sagt Jürgen Grässlin. Erstens in Teilen des ehemaligen Ostblocks, wo immer noch der Kalaschnikow die Treue gehalten wird. Zweitens in der Antarktis.