Textilarbeiter in Bangladesch : Hilflos nach der Katastrophe
12.08.2013 00:00 UhrDort, wo die achtstöckige Textilfabrik stand, klafft nun ein großes Loch. Der Großteil der Trümmer, die beim Einsturz von Rana Plaza vor mehr als drei Monaten tausende Menschen unter sich begruben, ist weggeräumt, in den umliegenden Fabriken in Savar unweit von Bangladeschs Hauptstadt Dhaka wird wieder gearbeitet. Doch für die mehr als 2400 Verletzten und die Angehörigen der 1140 Toten ist Normalität weit entfernt. „Es herrscht große Not“, berichtet Gisela Burckhardt von der „Kampagne für Saubere Kleidung“ (CCC), die gerade vom Unglücksort zurückgekehrt ist. Die meisten Verletzten hätten zwar die Krankenhäuser verlassen. „Arbeiten können viele aber nicht, weil sie Gliedmaßen verloren haben oder traumatisiert sind.
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Burckhardt berichtet auch von wirtschaftlicher Not. „Die Menschen warten auf Entschädigungszahlungen, weil ihnen nun das Einkommen fehlt.“ Am schlimmsten sei die Lage für Familien der rund 300 Personen, die in den Trümmern gefunden, aber nicht identifiziert werden konnten. „Sie können nicht beweisen, dass Mutter oder Ehefrau in Rana Plaza gearbeitet haben und sind von finanzieller Unterstützung ausgeschlossen.“ Denn die Arbeiterlisten der Fabrikanten seien lückenhaft, um Überbelegung und Überstunden zu verschleiern.
Nach den Standards der Internationalen Arbeitsorganisation ILO hat die CCC die Entschädigungssumme für Rana Plaza auf 54 Millionen Euro beziffert. Geld als Kompensation für Schmerzen und den Einkommensausfall – medizinische Kosten nicht eingerechnet. Nach Angaben der Kampagne für Saubere Kleidung hat die Regierung bisher einigen Opfern zwischen 100 und 1000 Euro Entschädigung pro Person gezahlt. „Die Kriterien dafür, wer was bekommt, sind aber unklar“, sagt Burckhardt. Von den Unternehmern, deren Nähereien einstürzten, sei nichts zu erwarten. „Die Besitzer der Fabriken im illegal aufgestockten Gebäude sitzen in Haft und sind pleite.“