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Boykott von Fachzeitschriften : Geknebelte Wissenschaft

23.05.2012 00:00 Uhrvon
Marktgesetze. Bibliotheken wie die der TU Berlin bestellen mit anderen Unis gemeinsam, um Rabatte zu bekommen. Aber an die Zahl der Abos sind sie gebunden. Foto: RückeisBild vergrößern
Marktgesetze. Bibliotheken wie die der TU Berlin bestellen mit anderen Unis gemeinsam, um Rabatte zu bekommen. Aber an die Zahl der Abos sind sie gebunden. - Foto: Rückeis

Die Preise für Fachzeitschriften explodieren. Jetzt gibt es Widerstand: Es sei nicht einzusehen, dass Großverlage hohe Renditen mit der Publikation von Forschungsergebnissen erzielen, für die die öffentliche Hand gezahlt hat.

Es sind nur zwei Zeilen auf der Homepage der Technischen Universität München, aber sie haben es in sich: „Aufgrund unzumutbarer Kosten und Bezugsbedingungen hat das Direktorium des Zentrums Mathematik beschlossen, alle abonnierten Elsevier-Zeitschriften ab 2013 abzubestellen.“ Elsevier ist nicht irgendein Zeitschriftenverlag, sondern einer der weltweiten Marktführer für wissenschaftliche Fachzeitschriften, inhaltlich wie wirtschaftlich bestens aufgestellt. Hohe zweistellige Renditen erwirtschaftet der Verlag jährlich.

Das Geld kommt vor allem aus öffentlichen Kassen. „Wir geben rund 60 Prozent unseres Budgets für Zeitschriften aus“, erklärt Wolfgang Zick, Bibliotheksleiter der TU Berlin.

„Und die Marktführer sichern sich davon wiederum einen Löwenanteil.“ Denn die Unis verhandeln nicht einzeln, sondern im Verbund, als so genannte Konsortien, mit den Wissenschaftsverlagen. „So versuchen wir, bessere Rabatte zu bekommen.“ Abgeschlossen werden dann große Abo-Pakete, die den Universitäten kaum Spielraum für Kündigungen lassen. Zwar können einzelne Zeitschriften abbestellt, aber das Gesamtvolumen der Verträge kann nicht reduziert werden. „Wir dürfen immer nur ein Abo durch ein anderes ersetzen“, erklärt Zick. Dazu kommt, dass die Preise vieler Zeitschriften jedes Jahr automatisch steigen. „Wenn wir nach den Gründen für diese Preiserhöhungen fragen, heißt es nur, das sei eben die Vorgabe des Managements.“

Tatsächlich mutet das Geschäftsmodell von Großverlagen wie Elsevier, Springer oder Wiley wie eine Lizenz zum Gelddrucken an: Wissenschaftler reichen ihre Aufsätze ein, andere Wissenschaftler übernehmen die Qualitätsprüfung, das sogenannte Peer-Review-System, wieder andere arbeiten als Herausgeber. Honorare fließen dafür in der Regel nicht. Trotzdem müssen die Universitäten für die Publikationen am Ende horrende Summen zahlen. „Unser Bibliotheksbudget ist seit 2002 um vier Prozent gestiegen, die Preise der Zeitschriften im gleichen Zeitraum durchschnittlich um 40 bis 50 Prozent“, sagt Zick.

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