Leichtathletik-WM in Moskau : Raphael Holzdeppe holt Gold im Stabhochsprung

12.08.2013 23:00 Uhr
Weltmeister. Stabhochspringer Raphael Holzdeppe gewinnt bei der Leichtathletik-WM in Moskau die Goldmedaille. Foto: dpa
Weltmeister. Stabhochspringer Raphael Holzdeppe gewinnt bei der Leichtathletik-WM in Moskau die Goldmedaille. - Foto: dpa

UpdateRaphael Holzdeppe ist als erster Deutscher Weltmeister der Stabhochspringer, mit 5,89 bezwingt er den französischen Favoriten Renaud Labillenie. Auch die Bronzemedaille geht an einen Deutschen.

In ihrer Vorschau auf die Leichtathletik-Weltmeisterschaft konnte sich die französische Sportzeitung l’Équipe einen kleinen Seitenhieb auf die östlichen Nachbarn nicht verkneifen. Analog zu Gary Linekers berühmter Fußball-Definition, wonach 22 Spieler antreten und Deutschland gewinne, spöttelte das Fachblatt: „Stabhochsprung ist, wenn drei Deutsche antreten und Frankreich gewinnt.“ Viermal hintereinander war das zuletzt bei Großereignissen so, doch seit Montag ist die Wahrheit auf dem Platz eine andere: Gold für Raphael Holzdeppe, Deutschland, Silber für Renaud Lavillenie, Frankreich, Bronze für Björn Otto, Deutschland.

Als der französische Seriensieger Lavillenie zum dritten und letzten Mal an der Höhe von 5,96 Metern scheiterte, riss sich Raphael Holzdeppe enthemmt das Hemd vom Leib.

Wie von der Tarantel gestochen rannte der 23 Jahre alte Pfälzer Richtung Zuschauertribüne zu den deutschen Fans und kam nach einer halben Ewigkeit mit einer Deutschlandfahne über dem nackten Oberkörper aus einer Traube aus Menschenleibern wieder hervor. Er war zwar ebenfalls dreimal an 5,96 Metern gescheitert, doch im Gegensatz zum Olympiasieger hatte er einschließlich der auch von Lavillenie gemeisterten Siegeshöhe von 5,89 Metern keinen Fehlversuch zu verzeichnen. „Jetzt bin ich Weltmeister und alles ist geil“, rief Holzdeppe in den Nachthimmel von Moskau.

Der Sportsoldat, der als erster Deutscher Stabhochsprung-Gold bei einer WM gewann und für den Wettkampf seines Lebens extra die dunklen Haare golden eingefärbt hatte, musste immer vor dem Favoriten antreten. „Das war perfekt, dass ich vor ihm dran war und ihn so unter Druck setzen konnte“, sagte Holzdeppe. Viermal riss Lavillenie bei Höhen, die sein Herausforderer zuvor bereits überwunden hatte. „Sein Auftreten war nicht so souverän wie sonst“, sagte Holzdeppe. Er selbst hatte sich von schlechten Sprüngen beim Warm-up nicht verunsichern lassen. „Das Einspringen war katastrophal“, sagte der Weltmeister, aber dann habe er seinen Absprung auf Anraten seines Trainers Chauncey Johnson nach hinten korrigiert „und alles war okay“.

Wie Holzdeppe profitierte auch Björn Otto von der Fehlversuchsregel. Ebenso wie der zuletzt auf Silber abonnierte Routinier katapultierten sich auch der US-Amerikaner Brad Walker und Malte Mohr aus Wattenscheid erfolgreich über 5,82 Meter. Danach war für das Trio aber Ende der Fahnenstange. Verärgert packte Otto seine Sachen ein und schimpfte über die Bedingungen beim Anlauf. Einmal sei er auch von einem Kameramann gestört worden, im Endeffekt „habe ich nicht gezeigt, was ich kann“. Auf der Ehrenrunde zusammen mit dem neuen Weltmeister konnte er aber schon wieder lachen. Er hatte nach Silber bei der Hallen-WM, der EM im Freien, Olympia und der Hallen-EM schließlich seine erste Medaille bei einer Freiluft-WM gewonnen.

Renaud Lavillenie, der in diesem Jahr die sechs höchsten Sprünge zu Buche stehen hat und sich vor zwei Wochen noch über 6,02 Meter schwang, standen die Tränen in den Augen. Die Tricolore, die er wie zum Trotz nach oben reckte, wehte auf Halbmast. Er musste sich einem Mann geschlagen geben, der mit dem erklärten Ziel nach Moskau gereist war, seine Bronzemedaille von London zu veredeln. Seine Zuversicht hatte Holzdeppe auch aus seinem Sieg über den Franzosen beim Diamond-League-Meeting in Rom gewonnen, wo ihm ein Sprung über 5,91 Meter gelungen war. Seither wusste er, „dass ich ihn schlagen kann.“ Im Gegensatz zu den Journalisten der l’Equipe.

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Ausgerechnet die allerhässlichsten und nichtssagendsten Bauten der DDR werden jetzt unter Denkmalschutz gestellt. Damit soll wohl noch einmal so richtig die Öde der DDR als Abschreckung erhalten werden?! Nachdem man Palast der Republik und Ahornblatt nicht für erhaltenswert gehalten und schnell entsorgt hat, können diese grauenhaften Platten nun auch weg.
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