Kiezkino. Stephan Schwarz, Präsident der Berliner Handwerkskammer, wohnt im Berliner Südwesten und ist ein erklärter Fan des traditionsreichen Bali-Kinos am S-Bahnhof Zehlendorf. Dessen Betreiberin Helgard Gammert bietet seit Jahrzehnten ein künstlerisch und politisch anspruchsvolles Programm. Foto: Thilo Rückeis
Idylle am See. Ebenso wie der benachbarte, größere Schlachtensee zieht die Krumme Lanke viele Erholungssuchende an. Foto: Thilo Rückeis
Schmuckstück. Der Mexikoplatz erhielt anlässlich der 750-Jahr-Feier Berlins im Jahr 1987 einen Großteil seiner alten Pracht zurück, zuständig dafür war das Zehlendorfer Architekturbüro Stuhlemmer. Foto: Thilo Rückeis
Altes Landgut. Die Domäne Dahlem ist heute ein "Freilandmuseum für Agrar- und Ernährungskultur mit ökologischem Schwerpunkt". Deutlich voller als auf diesem Bild ist es dort während der regelmäßigen Marktfeste. Foto: Thilo Rückeis

Wie ein Kind die S-Bahnlinie S1 nach Zehlendorf erlebt : Aggressives Betteln macht Angst!

25.07.2013 13:52 UhrVon Lorenz Walter
Unser Autor pendelt zwischen Pankow und Zehlendorf mit der S1 Foto: privat
Unser Autor ist 12 Jahre alt und pendelt häufig zwischen Pankow und Zehlendorf - Foto: privat

Unser Autor hat nichts gegen Bettler oder Musiker. Oft empfindet er Mitleid für sie. Aber in der S1 nach Zehlendorf erlebt er regelmäßig, dass Kinder betteln müssen oder dass er sich von der groben Aufdringlichkeit mancher Bedürftiger eingeschüchtert fühlt.

Die S-Bahn soll verbinden. Aber was man eigentlich damit verbindet, sind Zugausfälle, Zugverspätungen und Bettler. Eine Linie der S-Bahn hat wohl alles, was Berlin zu bieten hat, die S1. Eine Linie, die den Nordosten und den Südwesten Berlins verbindet (Ach ja, neuerdings fährt sie sogar wieder nach Potsdam nach gefühlten Jahren Bauarbeiten).

Die Kinder betteln, weil sie mehr Mitleid erregen

Aber was in der S1 passiert, kann manchmal kurios oder auch nicht so schön sein. Im Tagesspiegel wurde schon auf dem Blog darüber berichtet.

Ich habe nichts dagegen, wenn Erwachsene Motz oder Strassenfeger verkaufen, für eine Geldspende musizieren oder einfach nur betteln (es sei denn, sie werden aufdringlich, dann habe ich was dagegen).

Was ich aber sehr schlimm finde ist, wenn Kinder, sehr wahrscheinlich gezwungen, betteln oder musizieren. Gerade wieder im Sommer kommen sehr viele Kinder in die S-Bahn, um zu betteln oder um zu musizieren, nach meinem Beobachtungen. Robbin Juhnke, innenpolitischer Sprecher der CDU-Fraktion ist der Meinung, dass es „meistens Sinti und Roma Kinder“ seien, die musizieren oder betteln. Außerdem sagte er, dass dann meistens die älteren Geschwister  oder die Eltern das Geld bekämen. Das muss nicht stimmen, und ich kann das nicht beurteilen, Herr Juhnke sagt das.

Ich habe nichts gesagt, aber es hat wehgetan

Häufig, wird vermutet, kommen die Kinder aus Bulgarien oder aus Rumänien. Aber was natürlich klar ist, ist die Tatsache, dass Kinder mit einem traurigen Gesicht Mitleid erregen und damit mehr Geld bekommen als ältere. Und sie können den ganzen Tag lang betteln, wenn die Kinder nicht in Deutschland angemeldet sind, weil sie keine Schulpflicht haben. Mir hat mal ein Kind, als ich ihm kein Geld gegeben habe, heftig auf den Fuß getreten. Ich habe lieber nichts gesagt. Es hat aber wehgetan.

Einer älteren Frau wurde der Bettelbecher direkt unter ihr Kinn gehalten. Auch habe ich gesehen, wie Touristen bedrängt werden und Geld verlangt wird. Das macht mir manchmal Angst. Leider hat die Deutsche Bahn anscheinend zu wenig Geld, um Ordnungshüter gegen wirklich aggressive „Bettler“ und „Musiker“ einzusetzen. Aber wie auch, die Deutsche Bahn muss ja erst mal neue Plakate für die nächste Baustelle drucken. Zumindest das klappt absolut verbindlich.

Lorenz ist 12 Jahre alt und pendelt regelmäßig zwischen Pankow und Zehlendorf. Der Text erscheint auf dem Zehlendorf Blog, dem Online-Magazin des Tagesspiegels.


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